Kirchenraum

Was bedeutet der Kirchenbau St. Ignatius

Gottfried Böhm, der Architekt von St. Ignatius, ist der Sohn des Kölner Architekten Dominikus Böhm. Beiden hatte das Architekturmuseum in Frankfurt 2005 bzw. 2007 eine eigene Ausstellung gewidmet. Man kann sehen, dass der Sohn über lange Jahre im Architekturbüro seines Vaters mitgearbeitet hat, der in gewisser Weise Wegbereiter für den liturgischen Raum wurde, wie ihn schon Prof. Romano Guardini mit seinen liturgischen Bemühungen auf der Burg Rothenfels in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts angedacht und experimentiert hatte.

Das 2. Vatikanische Konzil mit der Liturgiekonstitution hat dann in den 60er Jahren diesem Verständnis einer gemeinsam feiernden Gemeinde als Volk Gottes Rechnung getragen. Dies genau spiegelt sich im heutigen Bau von St. Ignatius wider: ein Zelt des wandernden Gottesvolkes. Das Zeltdach spannt sich vom Lebensbaum in dreigefalteter Konstruktion hoch über der Gemeinde, die um den Altar versammelt ist. Hier werden Anklänge der Kirchen von Neviges (Gottfried Böhm) oder Rochamp (Le Corbussier) spürbar. Ein moderner Bau aus der Zeit, als man mit Beton experimentierte: das Zelt des wandernden Volkes Gottes in der Wüste, schon mit der Sehnsucht nach Sicherheit und Landnahme, aber noch auf dem Weg des eigenen Suchens nach dem Exodus in die Freiheit.
Der Tabernakel, anfangs noch auf dem Altar angebracht, fand schließlich seinen Ort in der rechten Seitenkapelle; eine sehr schöne Pieta, ursprünglich im Parterre des Turmes, steht in der linken Seitenkapelle und lädt manchen zum Gebet ein. Mehr aber leuchten die kleinen Kerzen am Fuß des Turmes, in dessen Mitte – über der Gemeinde – Maria mit dem tanzenden Gottessohn schreitet (17. Jh., aus dem Piemtont).

Zu besonderen Festen leuchten die Kerzen wie in Rochamp in den Aussparungen des Lebensbaums.
Die Gemeinde selbst, lebendig und an den meisten Sonntagen mit vielen Kindern, versammelt sich, von den sieben großen Fenstern mit den Rosen-Bändern und dem Licht umfangen, zum Gottesdienst. Das Altarfenster zeigt den brennenden Dornbusch, in dem Moses seinem Gott begegnete, der ihn rief, sein Volk aus der Knechtschaft zu befreien (Glasfenster von Gottfried Böhm).
Auch die Gemeinde St. Ignatius möchte einem solchen Gott begegnen und helfen, dass Menschen frei und in Würde leben können, mit alten Hoffnungen und neuen Visionen. Über all dem steht, mit weit geöffneten Armen der Herr am Kreuz und schenkt uns Gottes Güte und Erbarmen (16. Jh.).